Ruhe, Kraft, Gelassenheit und Balance
Ruhe, Kraft, Gelassenheit und Balance
Ruhe, Kraft, Gelassenheit und Balance
Ruhe, Kraft, Gelassenheit und Balance

Gästebuch

Unter "Kontakt" haben sie die Möglichkeit, sich ins Online-Gästebuch einzutragen. Ich freue mich über ihre Wünsche, Anregungen und Eindrücke.

Faktoren der Achtsamkeitsmeditation nach John Kabat Zinn

Sieben Faktoren der Achtsamkeitsmeditation un des Yoga

 

A)    Nicht Anhaften

 

  1. Loslassen

 

Das Prinzip des Loslassens oder Nicht-Anhaftens gehört zu den Grundvoraussetzungen der Achtsamkeitsmeditation.

Die Geschichte, wie die Inder Affen fangen, (Kokosnussschale mit Banane versteckt – Öffnung ist nur so groß, wie eine Affenhand ohne Inhalt, aber Affen können Banane nicht loslassen) lehrt uns etwas über unsere eigene Geisteshaltung.

Die Gewohnheit, sich an manche Dinge zu klammern und andere abzulehnen, wird in der Me­ditation als unbrauchbar erkannt und abgelegt. Statt dessen lässt man jede Erfahrung, so, wie sie ist, zu, und übt sich darin, sie einfach nur zu beobachten.

Wird man gewahr, dass der Geist nach der einen Sache greift, die andere ablehnt, ruft man sich die Einstellung des Loslassens in Erinnerung, beobachtet was geschieht und lässt auch diese Vorstellung wieder los. Klammern und Ablehnen sind beides nichts weiter als Impulse, die wir fälschlicherweise für absolute Größen halten. Indem man ihnen keine weitere Bedeu­tung beimisst, lässt man sie zu und zugleich los.

 

In der Meditation lasse ich meine Gedanken los, meine Gefühle, Ängste, meinen Ärger, meine Verspannungen, Schmerzen, mein Ego. Ich achte beispielsweise auf das Ausatmen und lasse meinen Atem los. Im Schlaf ist uns dies nichts Unbekanntes, Meditation ist Loslassen im Wachzustand.

 

Im Yoga kann loslassen mit einer langen Ausatmung gekoppelt werden. Loslassen von Span­nung. Loslassen in der Anspannung. Loslassen als Entspannung. Beobachten der Wirkung einer Übung auf unseren Körper.

 

 

  1. Nicht Greifen

 

Mit jeder Handlung verfolgen wir einen bestimmten Zweck. Manchmal möchten wir etwas Be­stimmtes erreichen, manchmal hierhin, manchmal dorthin gelangen. Diese Einstellung ist ein echtes Hindernis für die Meditation. Beobachte lediglich die Aktivitäten des urteilenden Geis­tes. Schaue ganz unparteiisch zu ohne dich auch nur einen Augenblick damit zu identifizieren.

Was auch immer geschieht, da es in dem Augenblick, wo es wahrgenommen wird bereits da ist, lasse es zu und zugleich wieder los.

Meditation ist aktives Nicht-Tun; das Nicht-Denken zum Denken machen. Meditierend lerne ich einfach ich selbst zu sein, und zwar auf eine bisher ungewohnte Weise. Ich versuche nicht länger, so oder anders zu sein, sondern bin einfach so, wie ich bin. Diese Einstellung wird als Nicht-Greifen bezeichnet.

Der beste Weg, um in der Meditation Ziele zu erreichen, ist diese loszulassen und in der Stille wirken zu lassen.

 

 

Das Yoga-Mantra „soham“ = ich bin das; „so bin ich jetzt“ drückt das aus. So bin ich und achte meinen Körper, akzeptiere ihn wie er ist mit allen seinen Schwächen und Stärken, ja ich bin dankbar für diesen Körper, der genauer betrachtet immer nur als Wunderwerk der Natur von mir bestaunt werden kann. Deshalb kann ich im Yoga nicht das von ihm abfordern, was die Yogameister vielleicht beherrschen oder mein Nachbar neben mir. Für mich ist das wichtig und gut, was ich innerhalb meiner Grenzen tun kann (dabei sind die Grenzen nichts Starres, sondern etwas Fließendes). Und wenn ich dies tue werde ich von meinem Körper durch Ge­sundheit beschenkt.

 

 

B)    Nicht-Werten

 

1.      Nicht-Beurteilen

 

Die Gewohnheit, alles zu beurteilen, beherrscht unser Denken so vollständig, dass es nahezu unmöglich ist, innerlich ruhig zu werden und Frieden zu erfahren. Es ist, als hauste in unserem Geist ein Wesen, das Tag und Nacht an der Strickleiter unserer Gedanken auf und abklettert.

Wenn wir mit dem Stress in unserem Leben tatsächlich konstruktiv umgehen wollen, ist der erste Schritt dahin, sich der Gewohnheit des Urteilens und ihrer Auswirkungen bewusst zu werden.

Die Praxis der Achtsamkeit schult einen darin, diese Gewohnheit, wenn sie auftritt, zu erken­nen, und bewusst in die Rolle des neutralen (nicht urteilenden) Beobachters zu schlüpfen, der ein Ereignis registriert, ohne sich jedoch damit zu identifizieren.

 

 

Auch beim Yoga kann es eine Hilfe sein, in die Rolle des neutralen Beobachters zu schlüpfen.

Wichtig ist, wie sich unser Körper jetzt anfühlt und was wir ihm momentan zumuten können.

 

 

2.      Den Geist des Anfängers bewahren

 

Die ganze Fülle des Lebens liegt in der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks – im Jetzt. Aber wir sehen und spüren das nicht so, weil wir allem ständig unsere rational verarbeiteten und in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen überstülpen. Das macht uns blind für die außerordentliche Vielfalt, die auch gewöhnlichen Dingen innewohnt. Mit der inneren Einstel­lung der Offenheit, die frei wäre von unseren persönlichen Sichtweisen und die bereit wäre, alles so zu sehen, als wäre es unsere erste Erfahrung damit, würde uns ermöglichen, alles so wahrzunehmen, wie es wirklich ist. Wenn wir uns des gewohnten Urteilens und Bewertens enthalten, dann können wir durch den Filter der eigenen Vorurteile und Ängste hindurch sehen und uns von ihrer Tyrannei befreien. Die Praxis der Achtsamkeit schult uns darin, diese Ge­wohnheit zu erkennen und bewusst in die Rolle des neutralen Beobachters zu schlüpfen. Die Aufgabe besteht jedoch nicht im Abblocken des Beurteilens, sondern nur darin zu erkennen, dass es geschieht.

 

 

Auch beim Yoga stehe ich, wenn ich mich richtig einlasse, jedes Mal am Anfang. Mein Körper ist jedes Mal ein anderer und ich muss jedes Mal neu wahrnehmen, wie er reagiert und kann mich jedes Mal neu freuen, wenn er mir signalisiert, dass er durch die Übung erfrischt wird und sich lähmender Gewohnheit entrafft.

 

 

C) Vertrauen

Integraler Bestandteil der Meditation ist das Entwickeln von Vertrauen in die eigene innere Weisheit.

Für alle Aspekte braucht es sowohl Selbstvertrauen als auch Vertrauen in das grundlegende Gutsein alles Seins.

 

1.      Geduld

 

Geduld ist Weisheit. Wenn wir in der Meditation Geduld üben, so hat das weniger mit geduldi­gem Warten auf das Ende der Meditationssitzung zu tun, sondern ist vielmehr Ausdruck des inneren Wissens, dass Dinge, Wesen, Menschen, Entwicklungen, ja auch das eigene Selbst Zeit benötigen, um sich oder ihre Wirkung zu entfalten. Eine Schmetterlingslarve braucht eben ihre Stadien – insbesondere die Stille/Ruhe in der Puppe, um zum Schmetterling zu werden. Wir sollten uns selbst gegenüber ebensoviel Verständnis (Geduld) aufbringen, wie gegenüber einer Schmetterlingslarve oder gegenüber einer Knospe, die eben auch ihre Zeit braucht um sich zu einer Blüte zu entfalten. Geduld in unserem Sinne ist das innere Wissen der Knospe um ihre Blütenentfaltung – ist unser inneres (verborgenes) Wissen, dass wir immer schon die Kraft, die Liebe und den Geist dafür in uns haben, unser Leben in einem guten Sinne selbst zu gestalten – auch unter den widrigsten Bedingungen.

Geduldig sein bedeutet hier und jetzt zu wissen, dass jedes Ding seine eigene Zeit hat, dass es sich entfaltet, wenn der richtige Moment dafür gekommen ist.

 

 

Diese Erkenntnis gilt auch für unsere Yogaübungen: Das geduldige Verständnis für unseren Körper und seine Grenzen ist immer schon im Körper selbst enthalten. Egal in welchem Zu­stand unser Körper auch ist, er ist immer bereit in jedem Augenblick uns das zu geben, was er geben kann und dieses ist immer über die Maßen viel mehr als das, was wir mit unserem Verstand begreifen können. Es ist manchmal nicht das, was wir uns vorgestellt haben – z. B. eine Übung genauso zu machen, wie ich sie bei anderen gesehen habe. Aber wenn ich die Übung achtsam so ausführe, wie sie mit geduldigem Verständnis für meinen Körper, ange­messen und gut ist, dann spüre ich in jeder Übung ein wenig die Einheit von Körper, Geist und Seele, ja spüre mit allen meinen Sinnen und darüber hinaus wie es Hildegard von Bingen und andere formuliert haben, dass alles mit allem verbunden ist.

 

 

2.      Akzeptieren

 

Dies bedeutet nicht, mit allem, was uns so widerfährt einverstanden sein. Es bedeutet auch nicht, destruktiven eigenen oder fremden Gewohnheiten freien Lauf zu lassen, Ungerechtig­keiten zu tolerieren oder gar in Passivität oder Fatalismus zu verfallen. Vielmehr ist mit Akzep­tieren im achtsamen Sinne die Bereitschaft gemeint, Menschen und Geschehnisse möglichst unvoreingenommen, möglichst frei von eigenen Interpretationen zu betrachten. Ein klarer, von Ängsten und vorgefassten Meinungen ungetrübter Geist erkennt die wirklichen Anforderungen einer Situation und ist in der Lage, entsprechend zu handeln.

In der Meditation bedeutet diese Einstellung, dass man lernt, jeden Augenblick als absolut vollwertig zu betrachten und ihn so, wie er sich entfaltet, anzunehmen. Dabei versucht man bewusst, keine Vorstellungen zu projizieren, keine Erwartungen damit zu verbinden, nicht zu beurteilen. Statt dessen versucht man offen und empfänglich zu sein und alles was man mit seinen Sinnen wahrnimmt, so zu akzeptieren, wie es sich darbietet. Für Schmerzen, die man empfindet bedeutet dies, sie anzunehmen und mit ihnen umzugehen um zu einem akzeptie­renden Erkennen zu gelangen, was sie wirklich sind und was unser Körper und damit sagen will.

 

Für unsere Yogapraxis bedeutet das Akzeptieren, meinen Körper mit tiefem Verstehen und darüber hinaus (dankbar) anzunehmen wie er ist, um mit ihm eine Übung achtsam durchzufüh­ren. Unachtsamkeit und falscher Ehrgeiz können hier zu Überdehnungen und Verletzungen führen.

 

3. (liebevolle) Hingabe

 

bedeutet, dass ich jeden Augenblick ganz und vollkommen und bewusst wahrnehme und das, was ich tue, ganz und mit voller Hingabe an diesen Augenblick tue. Das bedeutet wiederum, dass ich das, was ich in der Gegenwart mache (ich kann ja nur jetzt, gerade in diesem Augen­blick handeln also ich schreibe, während du jetzt gerade Hallo! ja du oder Sie - Entschuldigung – gerade das liest) ganz und gar mache und nicht an das denke, was ich die nächsten 10 Mi­nuten oder übermorgen machen will oder was ich in der Vergangenheit alles falsch oder richtig gemacht habe. Wieviel Zeit verplämpern wir mit solchen Gedanken anstatt das innig und hin­gebungsvoll zu tun, was der Augenblick gerade von uns fordert. Jetzt ist der Augenblick alle unsere Sorgen und Ängste, unseren Stolz, unser altes Ego, unsere Gier unseren nicht-wis­senden Verstand usw. los zu lassen und zu handeln oder bewusst nichts zu tun, nichts zu denken, zu meditieren eben oder z. B. Yogaübungen zu machen. Auch und gerade hier braucht es die vollkommene liebevolle Hingabe zu meinem Körper, um die volle Wirkung der Übung in uns entstehen zu lassen.

 

 

 

 

Das Problem hinter allem ist: ich kann mir diese 7 Faktoren durchlesen und mit dem Verstand verstehen, kann vielleicht mit einem Staunen vor so einem Text sitzen, aber begreifen (Vor­sicht hier steckt schon wieder das Greifen drin) kann ich das nicht. Ich kann es erst durch die (tägliche) Übung in mir entstehen lassen und ahne erst nach einer gewissen Zeit, was dahinter steht. Es hat auch noch keiner nur deswegen Klavier spielen lernen, indem er nur darüber liest wie so ein Klavier zu spielen sei oder sich nur darüber Gedanken macht. Er muss üben, üben und noch mal üben. So ist es mit allem

 

 

Leser: Also wie bitte – was soll das denn, verlangt der jetzt allen Ernstes von mir dass ich mich zehn bis zwanzig Minuten am Tag hinsetzte und nichts tue oder solche komischen Übungen mache, so ein Quatsch; dazu hab ich doch keine Zeit, was denkt der denn – mein Tag ist voll ausgefüllt, da ist keine Minute mehr übrig. Außerdem das mag der vielleicht machen wenn es für den gut ist – also für mich ist das nichts.

 

 

Moment, ich hab doch nicht gesagt… aber vertane Zeit ist das nicht. Seit ich das mache, brau­che ich erstens weniger Schlaf und kann mich zweitens konzentrierter und gesicherter meinen Tätigkeiten widmen die dann noch übrig sind.

 

 

Aber da will ich noch mal Jon Kabat-Zinn zum Schluss selber zu Wort kommen lassen aus seinem Buch „Gesund durch Meditation“:

Wenn Sie ein Problem oder einen Schmerz über mehrere Jahre hatten, ist es ausgesprochen unvernünftig, dass er innerhalb weniger Tage oder Wochen verschwindet, nur weil sie begon­nen haben zu meditieren. Gibt es etwas Sinnvolleres, als täglich einige Zeit damit zu verbrin­gen, „Tiefenforschung“ zu betreiben? In sein eigenes Inneres zu schauen und Kontakt mit dem Urgrund aufzunehmen, einfach nur zu sein? Auch wenn Sie sich lustlos oder entmutigt fühlen, betrachten Sie diese Emotion wie jedes andere Gefühl, und lassen Sie sie einfach los.

Vermeiden Sie Erwartungshaltungen, mit denen Sie sich unnötig unter Druck setzten. Bleiben Sie offen für das was kommt, für das Unerwartete. Bleiben Sie einfach in der urteilsfreien Beo­bachtung. Registrieren Sie was geschieht, welche Gedanken Ihnen durch den Kopf gehen, welche Gefühleentstehen. Dann lassen Sie sie los, Atemzug um Atemzug, jeden Augenblick neu. Schlüpfen Sie in die Rolle des neutralen Beobachters, der keine Wertungen vornimmt.

Vielleicht finden Sie das manchmal ein bißchen langweilig, vielleicht regt es Sie aber auch auf. Das macht nichts. Langeweile und Aufregung sind mentale Ereignisse, Impulse, sind Gedan­ken und Gefühle, die Sie registrieren und loslassen können. Es geht wirklich nicht darum, ob Sie die Übung spannend oder langweilig  finden, interessant oder schwierig, was zählt und was Ihnen hilft ist einzig und allein, dass Sie üben.

Vermeiden Sie unter allen Umständen die üblichen voreiligen Schlüsse. Heilung und persönli­ches Wachstum benötigen Zeit.

 

Kommentar schreiben

Kommentare

  • Viny (Mittwoch, 29. Mai 2019 20:31)

    Sehr tiefgehend

Bitte geben Sie den Code ein
* Pflichtfelder